Politische Partizipation
Politische Partizipation
Reihe: | Politik betrifft uns |
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Themengebiet: | Deutschland , Lebenswelten von Jugendlichen , Sachthemen |
Erscheinungsjahr: | 2017 |
Beschaffenheit: | Heft, DIN A4, perforiert, 28 Seiten, inkl. 2 farbige OH-Folien |
Seitenzahl: | 34 |
Produktnummer: | 40-1705 |
27,50 €
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Diese Ausgabe befasst sich mit der Frage, warum fehlende politische Partizipation entstanden ist und wie man dieser entgegenwirken kann.
Die vorliegende Unterrichteinheit gliedern sich in drei Teile:
Der erste Teil ist als methodische Zukunftswerkstatt konzipiert, in der die Missstände aus Sicht der Lerngruppe positiv umgewandelt werden sollen.
Der zweite Teil stellt verschiedene Möglichkeiten der Partizipation vor. Hier werden auch konkrete Beispiele für erfolgreiche politische Partizipation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Vorbild vorgestellt.
Der dritte Teil befasst sich mit der Frage, wie die politische Partizipationsbereitschaft Jugendlicher gefördert werden kann - dieses ist wichtig für unser politisches System, die Demokratie.
Über "Politik betrifft uns" – Unterrichtsmaterial für den Politikunterricht
„Politik betrifft uns“ ist eine Fachzeitschriftenreihe zur Unterrichtsvorbereitung in Politik, Sozialkunde, Gemeinschaftskunde bzw. Politische Bildung in der Sekundarstufe II.
Im Abonnement erscheint die Publikation sechsmal im Jahr. Dabei thematisiert eine jede Ausgabe tagesaktuelle Geschehnisse aus Gesellschaft, Politik oder Wirtschaft unter Berücksichtigung der Lehrpläne der Bundesländer.
Auf 28 Seiten wird eine komplette Unterrichtseinheit abgebildet. Aktuelle Texte, Statistiken, Interviews sind mit Aufgabenstellungen so aufbereitet, dass sie als Kopiervorlage direkt im Unterricht eingesetzt werden können. Die dazugehörigen Lösungen stehen Lehrerinnen und Lehrern im „Unterrichtsverlauf“ zur Verfügung. Eine Klausur mit Erwartungshorizont rundet jede Ausgabe ab.
Neben der gedruckten Form erscheint "Politik betrifft uns" auch digital. Online bekommen die Abonnentinnen und Abonnenten Zugriff auf die gesamte Ausgabe als PDF-Datei und editierbare WORD-Datei. So wird die Möglichkeit geboten, Arbeitsblätter für die jeweilige Lerngruppe anzupassen. Außerdem sind Bilder und Karikaturen online einzeln verfügbar, um diese mit Beamer oder interaktivem Whiteboard präsentieren zu können.
„Politik betrifft
uns“ ist bestellbar als Zeitschriften- oder Online-Abonnement.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, mit einer erweiterten Schullizenz die
Publikation in der Fachschaft und dem Schulnetzwerk zu nutzen.
Aus dem Inhalt
Diese Ausgabe enthält Unterrichtsmaterial zu folgenden Themen:
1. Teil: In welcher Welt möchten Sie leben?
- Wenn mich etwas stört, muss ich das auch sagen
- Sagen Sie „nein“!
- Was mich an der Welt stört
- Sagen Sie „nein“! – Leichter gesagt als getan?
- Es ist wichtig, seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten
- Wenn ich uns eine bessere Welt gestalten könnte, wäre diese ...
2. Teil: ... und was sind Sie bereit, dafür zu tun?
- Eine Karikatur
- Schüler engagieren sich
- Unsere Schule soll besser werden
- Akteure und Argumente im Schulalltag
- Mitmachen beim Jugendgemeinderat
- Liebes Facebook, ...
- Demonstration
- Platz da
- Film eines kleinen Jungen
- Hubertus Koch – Ein Film eines kleinen Jungen
- JUGEND RETTET – wir übernehmen Verantwortung
- Bidder 70
- Alexander Ebert: „Let’s Win“
3. Teil: Partizipation und Demokratie
- Studie zur politisch-gesellschaftlichen Teilnahme Jugendlicher
- Studie zur politisch-gesellschaftlichen Teilnahme Jugendlicher
- Politische Partizipation – Vielfalt und Intensität
- Charakteristika von Demokratie
- Demokratie im Modell
- Partizipation im Grundgesetz AKTUELL
- Brauchen wir mehr direkte Demokratie? AKTUELL
Einleitung
Jeder von uns hat wenigstens
eine ungefähre Vorstellung davon, wie sein Leben aussehen soll. Häufig stehen
dabei persönliche Ziele wie Familie oder Karriere im Vordergrund. Entsprechend
ist unser Alltag darauf ausgerichtet, genau diese Ziele zu erreichen.
Auf den zweiten Blick wird aber auch deutlich, dass der gesellschaftliche
Rahmen, in dem sich unser Leben abspielt, ebenfalls von großer Bedeutung für
unser Wohlbefinden ist. Werte, die in der Gesellschaft vorherrschen, oder
einfach Regeln, die uns manches ermöglichen und anderes verbieten. Trotzdem
verwenden wir auf die Gestaltung dieses Rahmens häufig weniger Kraft und
Energie.
Dies zeigt sich auch bei jungen Menschen, für die. nach einer Studie der
Friedrich-Ebert-Stiftung zur gesellschaftlichen und politischen Partizipation
von Jugendlichen. Politik oder das Engagement in Verbänden und Vereinen nur
eine untergeordnete Rolle spielen. Stattdessen benennen sie vor allem Familie,
Freunde und Freizeit als wichtige Lebensbereiche.
Drei Erklärungsansätze bieten sich an: Zunächst haben Jugendliche noch einen
starken Fokus auf ihr unmittelbares Umfeld, der sich erst im Laufe ihres
Heranwachsens langsam ausweitet. Auch wenn dieses Argument einen möglichen
Grund für die geringe Bedeutung von Partizipation für die Jugendlichen
darstellen mag, so darf es nicht dazu verleiten, jungen Menschen die Fähigkeit
zur politischen Partizipation abzusprechen. Bereits in der Familie und noch
deutlicher in der Schule oder der Gemeinde finden sie einen Rahmen, den sie durch
ihr Handeln beeinflussen können.
Ein zweiter Erklärungsansatz wäre, dass es den Jugendlichen an
positiven, das heißt an erfolgreichen Vorbildern für Partizipation fehlt. Der
Aufwand von Partizipation erscheint ihnen dann im Verhältnis zu dem möglichen Nutzen
als zu hoch. Dieser Punkt ist umso bemerkenswerter, als wir in einem
politischen System leben, das es uns verhältnismäßig leicht macht, unsere
Gesellschaft mitzugestalten. Das Grundgesetz garantiert unter anderem in den
Artikeln 5, 8, 9 und 21 zentrale demokratische Grundrechte, mit deren Hilfe wir
unsere Interessen in den politischen Prozess mit einbringen können. Dass dies
passiert, zeigen unter anderem die PEGIDA-Demonstrationen seit 2014 oder die
Initiative „Pulse of Europe“ seit 2017. Dazu gibt es unzählige Projekte und
Aktionen von Bürgerinnen und Bürgern, die beweisen, dass es möglich ist,
Diskussionen anzustoßen, Kompromisse zu finden und Lösungen zu schaffen. Sie
können als Belege für den Nutzen von Partizipation verstanden werden.
Ein letzter Erklärungsansatz ist die Ressourcenausstattung der Jugendlichen.
Neben Ressourcen wie Zeit und Geld fehlt ihnen häufig das Wissen über
Beteiligungsmöglichkeiten und die Fähigkeiten, diese zu nutzen. Gerade an
diesem letzten Punkt kann der Politikunterricht anknüpfen: Wiederholt werden im
Schülerleben Formen der politischen Partizipation thematisiert. Dabei sollte
die Bedeutung von Partizipation nicht nur abstrakt behandelt werden. Es ist
wichtig, dass Schülerinnen und Schüler an konkreten Fällen erfahren, dass
Partizipation erfolgreich sein kann. Im besten Falle erfahren sie dies an ihrem
eigenen Handeln. So werden sie befähigt, auch losgelöst vom Unterricht
gestaltend auf ihre Umwelt einzuwirken.
Indem sie dies tun, setzen sie nicht nur ihre Interessen durch. Sie erfüllen
außerdem eine wichtige demokratische Funktion. Sie weisen auf Probleme hin oder
verfolgen ihre Ziele innerhalb von Verbänden, Vereinen oder Parteien. So
stärken sie die Input-Legitimität des politischen Systems und tragen zu dessen
Stabilität bei. Gleichzeitig füllen sie den öffentlichen Raum mit dem Leben,
das benötigt wird, um politische Herrschaft zu kontrollieren.
So schließt sich der Kreis im Zusammenhang von Demokratie und Partizipation.
Demokratie ist das Herrschaftssystem, das Partizipation leicht macht.
Gleichzeitig ist sie aber auch das Herrschaftssystem, das Partizipation
benötigt.
Kompetenzerweiterung
Die vorliegende Unterrichtseinheit ist der Versuch, die oben
formulierten Forderungen an den Politikunterricht umzusetzen. Dazu ist sie in
drei Teile gegliedert:
Der erste Teil der Unterrichtsreihe regt die Schülerinnen und Schüler
dazu an, sich mit ihrer unmittelbaren Umwelt auseinanderzusetzen und ein
positives Gegenkonzept zu entwickeln. Dabei ist der Teil methodisch als
Zukunftswerkstatt konzipiert. Auf die Problematisierungsphase, in der
Missstände aus Sicht der Lerngruppe thematisiert werden können, folgt die
Phantasie- oder Utopiephase. Hier haben die Schülerinnen und Schüler die
Möglichkeit, einen positiven Gegenentwurf zu gestalten. Um von Beginn an auch
das Handeln (im Sinne der Zukunftswerkstatt die Handlungsphase) mit in die
Unterrichtsplanung einzubeziehen, wird der Teil um einfache Übungen zum
selbstbewussten Handeln und Partizipieren ergänzt.
Die Entscheidung für konkrete Handlungsbeispiele bringt eine zentrale
Herausforderung für das Unterrichten des zweiten Teils mit sich. Das Handeln
lässt sich in den Materialien nicht von den Inhalten trennen. Im Unterricht ist
daher auf die klare Trennung von Policy (Inhalt) und Politics (Form) zu achten.
Das ist nicht nur notwendig, um das Unterrichtsziel nicht aus den Augen zu
verlieren, sondern auch, um dem Kontroversitätsgebot des Beutelsbacher Konsens
gerecht zu werden. Um dieses Problem zu entschärfen, sind die Arbeitsaufträge zu
den Materialien so formuliert, dass das Handeln immer an Themen erprobt wird,
für die sich die Schülerinnen und Schülern selbst entschieden haben. Das fällt
umso leichter, wenn in den ersten Teil der Einheit ausreichend Zeit investiert
wurde.
Der zweite Teil der Unterrichtsreihe stellt verschiedene Möglichkeiten
der Partizipation vor. Häufig handelt es sich dabei um Projekte, die von
Jugendlichen oder jungen Erwachsenen konkret umgesetzt wurden und die dadurch
einen gewissen Vorbildcharakter entfalten können. Damit gleichzeitig auch das
Handeln an sich trainiert werden kann, ist die Auseinandersetzung mit den
Projekten mit Arbeitsaufträgen verbunden, durch die zentrale Handlungen des
Projektes an eigenen Themen nachvollzogen werden können.
Da die Projekte alle an unterschiedliche Ebenen des politischen Systems
anknüpfen, ist es möglich, abhängig von der Klassenstufe, einzelne Materialien
auszuwählen und sich beispielsweise in einer unteren Klasse mit
Partizipationsmöglichkeiten in Schule und Gemeinde zu beschäftigen, während die
Lehrkraft in höheren Klassen dann die nationale oder gar die internationale
Ebene thematisieren kann.
Weiter unterscheiden sich die vorgestellten Projekte durch den Aufwand, der
jeweils eingegangen wird. Die Aussage eines Schülers „Ich habe mich nicht
politisch betätigt“ (cf. Schüleraussage in M 2.2) und die Gründung eines
Vereins zur Rettung von in Seenot geratenen Flüchtlingen (M 2.11, „JUGEND
RETTET – Wir übernehmen Verantwortung“) bilden hier die Extrempole. Das hat
Folgen für den Anspruch, den Schülerinnen und Schülern auch in diesem Teil
konkretes Handeln zu ermöglichen. Während beispielsweise das Schreiben eines
Leserbriefs relativ leicht im Unterricht umgesetzt werden kann, lassen sich
aufwendige Formen wohl eher nicht konkret realisieren, weshalb hier auf
simulatives Handeln ausgewichen werden muss.
Manche der thematisierten Inhalte mögen auf den ersten Blick als zu groß
erscheinen. Kaum einer wird beispielsweise von sich aus nach Syrien fahren, um
dort einen Film zu drehen. Dass die Lerngruppe aber immer an eigenen Themen
arbeitet, ermöglicht es, Inhalte zu wählen, die für die Schülerinnen und
Schüler beherrschbar bleiben. Ein Film über die Situation von Obdachlosen im
Heimatort wäre beispielsweise durchaus denkbar.
Der dritte und abschließende Teil der Unterrichtsreihe richtet sich
stärker an Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe. Inhalte, die im zweiten
Teil noch handlungsorientiert und exemplarisch umgesetzt wurden, bekommen jetzt
ein empirisches und theoretisches Fundament. Dabei geht es zunächst um die
tatsächliche Partizipationsbereitschaft junger Menschen. Im Zentrum steht dabei
die Frage, wie die politische Partizipationsbereitschaft Jugendlicher gefördert
werden kann. Dies ist insbesondere deshalb von Bedeutung, weil Interessen, die
nicht in den politischen Prozess mit eingebracht werden, auch nicht bei der
Problemwahrnehmung oder -lösung berücksichtigt werden können. Insofern liegt es
im zentralen Interesse des Einzelnen zu partizipieren.
Zuletzt wird deutlich, dass Partizipation nicht nur im Interesse des
Einzelnen liegt, sondern auch untrennbar mit dem Demokratiekonzept verbunden
ist, da ohne Partizipation weder die Input-Legitimation von Herrschaft möglich
wäre noch diese effizient kontrolliert werden könnte.
Einen Überblick über die verfassungsrechtliche Verankerung von Partizipation im
Grundgesetz der Bundesrepublik bietet das EXTRA, das auf der CD-ROM zu finden
ist.
Partizipation ist Handeln und daher liegt es liegt nahe, eine
Unterrichtseinheit zur Partizipation zur Stärkung der Handlungskompetenz zu
nutzen. Vor allem im zweiten Teil der Einheit wird dies deutlich, wenn von den
Schülerinnen und Schülern über die Arbeitsaufträge tatsächliches Handeln
verlangt wird.
Teil des Handelns ist die Analyse. Dem wird die Einheit gerecht, indem sie die
Schülerinnen und Schüler dazu anhält, den Kontext ihres Handelns zu verstehen
oder mögliches Handeln theoretisch zu planen und so ihre Analysekompetenz zu
trainieren.
Zuletzt ist politisches Handeln auch Handeln in sozialen Kontexten. Daher führt
politisches Handeln immer zu Kommunikation und zu Auseinandersetzungen, wodurch
schließlich auch zentrale demokratische Kompetenzen trainiert werden.
Es darf auch nicht vergessen werden, dass Handeln Urteilen voraussetzt. Wer
sich dafür entscheidet, sich für eine Sache einzusetzen, hat den Entschluss
gefasst, dass diese Sache unterstützenswert ist.
All dem kann besonders Rechnung getragen werden, wenn der Lerngruppe
ausreichend Zeit zur Umsetzung ihrer Projekte gegeben wird. Denkbar wäre,
hierfür die Einheit aufzubrechen und zunächst den ersten Teil und passende
Arbeitsblätter aus Teil zwei zu bearbeiten. Die tatsächliche Umsetzung der
Projekte geschieht dann außerhalb des Unterrichts und kann nach einigen Wochen
ausgewertet werden. In der Zwischenzeit bietet es sich an, andere Inhalte aus
dem Bereich des politischen Systems zu unterrichten. Am Ende kann dann
schließlich die Frage stehen kann, ob die vorhandenen
Partizipationsmöglichkeiten ausreichen oder ob wir mehr direkte Mitbestimmungsmöglichkeiten
benötigen.
Aus dem Inhalt
- 1. Teil: In welcher Welt möchten Sie leben?
- 2. Teil: ... und was sind Sie bereit, dafür zu tun?
- 3. Teil: Partizipation und Demokratie
- Aktuell 1: Partizipation im Grundgesetz
- Aktuell 2: Brauchen wir mehr direkte Demokratie?