Extremismus und Terrorismus:

Gefahren für die liberale Demokratie?

Extremismus und Terrorismus:

Gefahren für die liberale Demokratie?
Reihe: Politik betrifft uns
Themengebiet: Ausland , Deutschland , Sachthemen
Erscheinungsjahr: 2021
Beschaffenheit: Print: Heft, DIN A4, perforiert, 28 Seiten, inkl. 2 farbiger OH-Folien; Online: Heft (PDF und Word), Bilder (.jpg)
Seitenzahl: 28
Produktnummer: 40-2105
Digital

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Produktinformationen "Extremismus und Terrorismus:"

Die vorliegende Unterrichtseinheit „Extremismus und Terrorismus" beleuchtet die Frage, ob Gefahren für die liberale Demokratie bestehen.

Die vorliegende Unterrichtseinheit gliedert sich in drei Teile:

  • Der erste Teil beschreibt phänomenübergreifend zentrale Entwicklungen des Terrorismus. Über den internationalen zum transnationalen Terrorismus erwerben die Schüler/-innen unter anderem Sachkenntnisse (Sachkompetenz) über den Formwandel, den der Terrorismus seit den 1960er-Jahren durchgemacht hat. Eingeleitet wird dieser erste Teil von einem Interview-Auszug mit Herrn Dr. Hedayat, der als Extremismusexperte des BKA tätig ist.
  • Im zweiten Teil der Unterrichtsreihe erörtern die Schüler/-innen zum einen an Sachmaterialien Gründe, Motive und Ursachen der Hinwendung zu terroristischen Gruppierungen (Sach- und Analysekompetenz). Darüber hinaus werden die neuen Medien als ein zentraler Baustein der Rekrutierung vorgestellt, kritisch bewertet und beurteilt (Urteilskompetenz).
  • Im dritten Teil der Unterrichtsreihe werden Bekämpfungs- und Präventionsstrategien gegen extremistische Bestrebungen thematisiert (Sachkompetenz). Dabei analysieren die Schüler/-innen vorwiegend Konzepte, die für Jugendliche gestaltet wurden. Den Abschluss der Reihe bildet eine für eine Doppelstunde konzipierte Klausur einschließlich möglichem Erwartungshorizont.

Ergänzt wird diese Unterrichtseinheit durch ein Aktuell zum Thema „Reichsbürger und Selbstverwalter".

 

Über "Politik betrifft uns" – Unterrichtsmaterial für den Politikunterricht

„Politik betrifft uns“ ist eine Fachzeitschriftenreihe zur Unterrichtsvorbereitung in Politik, Sozialkunde, Gemeinschaftskunde bzw. Politische Bildung in der Sekundarstufe II.

Im Abonnement erscheint die Publikation sechsmal im Jahr. Dabei thematisiert eine jede Ausgabe tagesaktuelle Geschehnisse aus Gesellschaft, Politik oder Wirtschaft unter Berücksichtigung der Lehrpläne der Bundesländer.

Auf 28 Seiten wird eine komplette Unterrichtseinheit abgebildet. Aktuelle Texte, Statistiken, Interviews sind mit Aufgabenstellungen so aufbereitet, dass sie als Kopiervorlage direkt im Unterricht eingesetzt werden können. Die dazugehörigen Lösungen stehen Lehrerinnen und Lehrern im „Unterrichtsverlauf“ zur Verfügung. Eine Klausur mit Erwartungshorizont rundet jede Ausgabe ab.

Neben der gedruckten Form erscheint "Politik betrifft uns" auch digital. Online bekommen die Abonnentinnen und Abonnenten Zugriff auf die gesamte Ausgabe als PDF-Datei und editierbare WORD-Datei. So wird die Möglichkeit geboten, Arbeitsblätter für die jeweilige Lerngruppe anzupassen. Außerdem sind Bilder und Karikaturen online einzeln verfügbar, um diese mit Beamer oder interaktivem Whiteboard präsentieren zu können.

„Politik betrifft uns“ ist bestellbar als Zeitschriften- oder Online-Abonnement.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, mit einer erweiterten Schullizenz die Publikation in der Fachschaft und dem Schulnetzwerk zu nutzen.

Aus dem Inhalt


Diese Ausgabe enthält Unterrichtsmaterial zu folgenden Themen:

1. Teil: Erscheinungsformen von Extremismus und Terrorismus

  • Meine Wahrnehmung von Terrorismus und Extremismus
  • Terrorismus und Extremismus als phänomenübergreifende Bedrohung
  • Die Entwicklung des internationalen Terrorismus
  • Karikatur: Islamischer Staat
  • Transnationaler Terrorismus
  • Linksextremismus
  • Rechtsextremismus
  • Vergleich Linksextremismus und Rechtsextremismus EXTRA
  • Reichsbürger und Selbstverwalter AKTUELL
  • 9 Islamistische Gruppen in Deutschland
  • Islamistischer Terrorismus in Europa

2. Teil:

  • Ursachen der Radikalisierung und Rekrutierungsstrategien
  • Ursachen und Motive der Zuwendung zu extremistischen Gruppen
  • Karikatur: Zuckerberg reagiert auf Christchurch
  • Terror im Angesicht neuer Medien
  • Der Einzeltäter – ein Erklärungsansatz für rechtsterroristische Akte?
  • Die Faszination des Islamismus
  • Der fundamentalistische Islamismus
  • Islamismus und Rechtsextremismus – eine unheilige Allianz?
  • Antisemitismus in Deutschland
  • Entwicklungen des Antisemitismus

3. Teil: Bekämpfungs- und Präventionsstrategien

  • Institutionelle Präventionsstrategien gegen Extremismus
  • Prävention aus Sicht der Forschung

4. Teil: Klausurvorschlag + Erwartungshorizont

  • Klausurvorschlag
  • Erwartungshorizont

 

Einleitung

„Des einen Terrorist ist des anderen Freiheitskämpfer.“ Dieses immer wieder gern verwendete Bonmot unterschiedlicher Kommentatoren zum Terrorismus zeigt, dass der Begriff nicht eindeutig abgegrenzt ist. Da in der Regel die von Gruppierungen bekämpften Staaten definieren, wer Terrorist ist, bleibt die Zuordnung auch im politischen Diskurs höchst umstritten. Ein aktueller Beleg dieser These waren die politischen Auseinandersetzungen um den Israel-Gaza-Konflikt im Mai 2021. Während die eine Seite die Aktivitäten der Hamas und die Organisation selbst als Terrorismus bzw. Terroristen definierte, verwies die andere Seite auf ihr „legitimes Recht zur Selbstverteidigung“. Insofern erscheint es beim Versuch, Terrorismus zu definieren angemessen, weniger auf die Ziele und Absichten der Akteure zu schauen und mehr ihre Methoden und Taktiken in den Blick zu nehmen. Unter dieser Perspektive sind Selbstmordanschläge auf die Zivilbevölkerung terroristisch, ohne dass man über Benennungsprobleme diskutieren muss.

Weltpolitisch bedeutsam wurde der Terrorismus in den späten 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts, als palästinensische Befreiungsgruppen anfingen, israelische Flugzeuge zu entführen. Als ein zentrales Merkmal dieses internationalen Terrorismus ist die staatliche Unterstützung dieser Terrorgruppen zu nennen. Solange die bipolare Weltordnung des Ost-West-Gegensatzes Bestand hatte, mussten diese Staaten auch nur wenig bis keine Sanktionen für ihre Unterstützung terroristischer Gruppen befürchten. Seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes wurde es für die Unterstützerstaaten zunehmend gefährlicher, terroristische Gruppen zu unterstützen, sodass diese signifikant abnahm. Lediglich der Iran unterstützt weiterhin offensichtlich militante schiitische Gruppierungen, wie die Hisbollah im Libanon oder entsprechende Gruppen im Irak. Allerdings zahlt der Iran durch das westliche Sanktionsregime auch einen hohen Preis für diese Unterstützung.

Mit der Abnahme der staatlichen Unterstützung terroristischer Gruppierungen in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts modernisierten diese Gruppen ihre Organisationsform und bildeten transnationale Netzwerke aus. Ab der Mitte der 1990er-Jahre wurden die USA zum zentralen Ziel dieser Terrornetzwerke (z.B. al-Qaida), und die Terrorgruppen verbanden mit diesem Zielwechsel die Hoffnung, dass die USA ihre Stützpunkte in den arabischen Ländern aufgeben würden und damit eine gleichzeitige Destabilisierung der arabischen Staaten, die von den USA unterstützt wurden, erreicht wird. Nachdem diese Strategie nicht erfolgreich war, war der 11.09.2001 mit den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon der Kumulationspunkt dieser Entwicklung. Die Reaktionen der westlichen Staaten, verbunden mit der Einnahme des Rückzugsgebietes Afghanistan, führten aufseiten des islamistisch motivierten Terrornetzwerks al-Qaida zu einer stärkeren Zersplitterung und Regionalisierung der Aktivitäten. Schließlich entstanden im Verlauf des Irak-Krieges und des damit verbundenen Zerfalls der staatlichen Ordnung und durch den syrischen Bürgerkrieg geografische und machtpolitische „Freiräume“, in denen sich der IS bzw. zuerst der ISIS etablieren konnte. Inwiefern diese Entwicklung nach der Rückeroberung Afghanistans durch die Taliban dort ebenfalls zum Tragen kommen wird, lässt sich momentan noch nicht einschätzen. Durch die hohe Zahl der in Europa lebenden Islamisten, die sich dem IS in Syrien anschlossen und die nach der Niederlage des IS wieder zurückkehrten, verschärfte sich auch die Sicherheitslage in Europa erheblich und führte schließlich zu den islamistisch motivierten Anschlägen im Herbst 2015 in Frankreich und in den folgenden Jahren auch in anderen westeuropäischen Ländern (Brüssel, Berlin etc.).

Für Deutschland, das vor allem von den historischen Erfahrungen des Linksterrorismus der RAF in den 1970er-Jahren geprägt war, ist die Bedrohung durch den islamistisch motivierten Terrorismus ein neues Phänomen, dessen Gefahrenpotenzial schwer einzuschätzen ist. Hier scheinen inzwischen vorwiegend (selbst-)radikalisierte Einzeltäter dominierend zu sein, die für die Sicherheitsbehörden präventiv kaum zu ermitteln sind. Darüber hinaus werden Tatwaffen verwendet (gestohlene Lkws oder Messer), deren Erwerb nur einen äußerst geringen Aufwand benötigt. Über den Links- und islamistisch motivierten Terrorismus hinaus hat die Bedrohung durch Rechtsterroristen spätestens seit dem NSU in Deutschland spürbar zugenommen. Die Ermordung Dr. Walter Lübckes, Anschläge auf Asylbewerberheime und die rassistisch motivierten Anschläge von Hanau und Halle zeigen das hohe Bedrohungspotenzial des Rechtsterrorismus. Die Zuständigkeiten für die Terrorabwehr sind in Deutschland aufgrund der föderalen Struktur stark zersplittert. Allerdings übernimmt das BKA als koordinierende Stelle zentrale Aufgaben der Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung. Ähnlich wie bereits bei dem NSU zeigte der Fall Amri (Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz), dass sowohl individuelle Fehleinschätzungen und Versäumnisse wie auch strukturelle Probleme in den zuständigen Behörden für die Fehleinschätzung der Behörden verantwortlich waren. Des Weiteren trugen die völlige Überlastung aller mit Geflüchteten befassten Stellen im Sommer und Herbst 2015, die Zersplitterung staatsanwaltschaftlicher Zuständigkeiten sowie Mängel beim Informationsaustausch und der Koordination des Vorgehens zwischen Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum GTAZ dazu bei, dass, obwohl Amri als Gefährder eingestuft war, er unbehelligt agieren konnte, wie der zuständige Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages in seinem Abschlussbericht schrieb. Inzwischen scheinen zumindest die personelle Unterbesetzung wichtiger Behörden und die föderale Zersplitterung der Sicherheitsarchitektur behoben worden zu sein.

Hinsichtlich der Frage, wie extremistische und terroristische Gruppen neue Mitglieder und Unterstützer rekrutieren, scheinen die sozialen Medien eine zentrale Stelle einzunehmen. Entsprechend setzen viele Präventionskonzepte an der Herausbildung einer kritischen Medienkompetenz an, um einerseits Jugendliche zu befähigen, ein Bewusstsein und eine Sensibilität für den kritischen Umgang mit Propaganda und schwarz-weiß-dominierten Denkmustern aus dem Internet zu erwerben. Darüber hinaus sollten Jugendliche weiterhin die Befähigung ausbilden, durch Erkennung, Reflexion und Einordnung von Propaganda oder Fehlinformationen, sowohl online als auch offline, eigene kritische Positionen zu entwickeln.

Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler

Die vorliegende Unterrichtseinheit ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil beschreibt phänomenübergreifend zentrale Entwicklungen des Terrorismus. Über den internationalen zum transnationalen Terrorismus erwerben die Schüler/ -innen Sachkenntnisse (Sachkompetenz) über den Formwandel, den der Terrorismus seit den 1960er-Jahren durchgemacht hat. Zusätzlich werden die wichtigsten Terrorismusphänomene (Links-, Rechts- und islamistischer Terrorismus) genauer analysiert (Analysekompetenz). Eingeleitet wird dieser erste Teil von einem Interview-Auszug mit Herrn Dr. Hedayat, der als Extremismusexperte des BKA eine auf Praxiswissen basierende Einbettung dieser unterschiedlichen Phänomene vornimmt. Zur Schulung der Urteilskompetenz sollen die Schüler/-innen im ersten Teil die Berechtigung und die Wirksamkeit politischer Strategien (EU) zur Bekämpfung des Terrorismus/Extremismus einschätzen und bewerten.

Im zweiten Teil der Unterrichtsreihe erörtern die Schüler/-innen an Sachmaterialien Gründe, Motive und Ursachen der Hinwendung zu terroristischen Gruppierungen (Sach- und Analysekompetenz). Darüber hinaus werden die neuen Medien als ein zentraler Baustein der Rekrutierung vorgestellt, kritisch bewertet und beurteilt (Urteilskompetenz). Die Schüler/-innen entwickeln darüber hinaus mögliche erste Ansätze zu einer kritischen Medienkompetenz (politische Handlungskompetenz). Im dritten Teil der Unterrichtsreihe werden Bekämpfungs- und Präventionsstrategien gegen extremistische Bestrebungen thematisiert (Sachkompetenz). Dabei analysieren die Schüler/-innen vorwiegend Konzepte, die für Jugendliche gestaltet wurden. Sie vergleichen diese mit ihrer eigenen Erfahrungswelt (Analysekompetenz) und entwickeln und gestalten eigene Vorschläge für eine wirksame Extremismusprävention (politische Handlungskompetenz).

Den Abschluss der Reihe bildet eine für eine Doppelstunde konzipierte Klausur einschließlich möglichem Erwartungshorizont.